Demenz verstehen: Einfühlsamer Umgang mit sprachlichen und verhaltensbedingten Veränderungen
Im Umgang mit Menschen mit Demenz stehen wir oft vor großen Herausforderungen, besonders wenn es um ihre nachlassenden sprachlichen Fähigkeiten und ihre sich ändernden Verhaltensweisen geht. Manchmal fällt es uns schwer, unsere Demenzbetroffenen Angehörigen zu verstehen. Für Betroffene wird es im Laufe der Zeit immer schwieriger, auf unsere Erwartungen zu reagieren oder sich an gesellschaftliche Normen anzupassen. Umso wichtiger ist es, dass wir uns darauf einstellen und einen vernünftigen und verständnisvollen Umgang pflegen
Sprachliche Veränderungen bei beginnender Demenz
Zu Beginn einer Demenz fällt es den Betroffenen schwer, die passenden Worte zu finden. Oft versuchen sie, Wörter umzuschreiben, wenn ihnen die richtigen Begriffe entfallen. Ein einfaches Beispiel: Anstatt von „Milch“ zu sprechen, könnte jemand die „weiße Flüssigkeit“ für den Kaffee beschreiben. Mit der Zeit entwickeln manche Menschen mit Demenz kreative Bezeichnungen und „erfinden“ neue Wörter – so wird aus Milch vielleicht „Müsliwasser“. Auch das Verwechseln von Wörtern nimmt zunehmend zu, sowohl bei ähnlichen Begriffen wie Tee und Kaffee als auch bei völlig gegensätzlichen wie heiß und kalt.
Diese sprachlichen Veränderungen mögen auf den ersten Blick verwirrend erscheinen, doch sie enthalten oft eine tiefere, rekonstruierbare Bedeutung. Es ist wichtig, sich diese „verborgenen“ Botschaften bewusst zu machen. Mit einem detektivischen Gespür können wir möglicherweise herausfinden, was die betroffene Person uns wirklich mitteilen möchte.
Verändertes Kommunikationsverhalten
Im fortgeschrittenen Stadium der Demenz wird es für viele schwierig, alltäglichen Gesprächen zu folgen. Stellen Sie sich vor, die Menschen um Sie herum sprechen ständig über Dinge, die Sie nicht verstehen. Würden Sie sich nicht ebenfalls verärgert oder eingeschüchtert fühlen? Diese Überforderung ist für Menschen mit Demenz Teil ihres Alltags.
Hinzu kommt, dass sie demenzbedingt vergessen, wie man sich in einem Gespräch verhält. Blickkontakt zu halten oder auf Höflichkeitsregeln zu achten, fällt ihnen schwer. Dies kann uns verunsichern, dennoch sollten wir ihre Antworten nicht falsch interpretieren. Wenn jemand während eines Gesprächs die Augen schließt, heißt das nicht unbedingt, dass er müde ist, sondern möglicherweise, dass er sich besser auf das Gehör konzentrieren will. Auch das häufige Wechseln von Themen oder das Verlassen eines Gesprächs, das für sie langweilig oder unverständlich ist, ist nicht unhöflich gemeint. Es zeigt vielmehr, dass sie versuchen, in ihrer eigenen Welt zurechtzukommen.
Geduld im Umgang mit Wiederholungen
Das Kurzzeitgedächtnis von Menschen mit Demenz lässt mit der Zeit nach, was dazu führt, dass sie sich häufig wiederholen. Dieselben Fragen oder Geschichten tauchen in kurzen Abständen immer wieder auf. Anstatt sie darauf hinzuweisen, dass die Frage schon einmal beantwortet wurde, sollten wir mit Geduld reagieren. Ein liebevolles Wiederholen der Antwort oder das sanfte Lenken des Gesprächs auf ein anderes Thema kann helfen, Konflikte zu vermeiden.
Der emotionale Kern der Aussagen
Ein weiteres wichtiges Phänomen bei fortschreitender Demenz ist das Verwechseln von Vergangenheit und Gegenwart. Viele Betroffene fühlen sich umso jünger, je weiter die Krankheit fortschreitet. Sie halten sich für viel jünger, glauben, weiterhin berufstätig zu sein oder dass ihre längst verstorbenen Eltern noch am Leben sind. Auch wenn unser logischer Verstand diesen Realitäten widerspricht, hilft es wenig, sie aufmerksam darauf zu machen. Viel effektiver ist es, sich auf ihre Sichtweise einzulassen und zu verstehen, welche Gefühle und Bedürfnisse dahinterstecken.
Wenn beispielsweise ein Mann darauf besteht, pünktlich zur Arbeit zu gehen, zeigt dies, dass er immer noch ein tiefes Bedürfnis nach Struktur und Verantwortung hat. Eine Frau, die von ihrer verstorbenen Mutter erzählt, könnte sich in diesem Moment einsam fühlen und Trost benötigen. In solchen Situationen ist es wichtig, empathisch zu reagieren und den emotionalen Kern ihrer Aussagen zu erkennen.
Fazit
Der Umgang mit Menschen mit Demenz erfordert Geduld, Empathie und das Verständnis dafür, dass ihre sprachlichen und verhaltensmäßigen Veränderungen Ausdruck ihrer inneren Welt sind. Wir sollten uns darauf verlassen, ihre Perspektive zu verstehen und sie dort abzuholen, wo sie sich gerade befinden. Indem wir ihre Realität respektieren und uns auf ihre Bedürfnisse einlassen, können wir ihnen ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit vermitteln